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Samstag, 16. März 2019

Buchkaufverhalten - wie man Autor/innen in den Wahnsinn treibt.



Eine Frage gibt es, welche die Leserinnen und Leser immer wieder beschäftigt:

Wann fange ich an, das Buch XY aus der Reihe YZ zu lesen?

Bei Reihen ist das immer so eine Sache... natürlich lieben wir Leseratten eine gute Reihe. Dies hat ganz einfache Gründe, zum Beispiel kann man die Protagonisten länger begleiten, als nur in einem einzelnen Buch. Man hat mehr Zeit sie auf ihren Abenteuern zu begleiten, sie ins Herz zu schließen. Ebenso gut sind Reihen, bei denen die einzelnen Bände in sich abgeschlossen sind. Man bekommt die geliebten, altbekannten Charaktere immer wieder mal am Rande "zu sehen", kann also deren Geschichte weiter mitverfolgen auch wenn sie vielleicht im aktuellen Buch nur im Hintergrund agieren.
Doch wenn man zurückkommt zu den Reihen, die sich voll und ganz nur auf eine Protagonisten-Gruppe beschränken (bestes Beispiel - Harry Potter, Vampire Academy, After) gibt es immer ein Problem...
Wenn es alte Reihen sind, bei denen bereits alle Teile erschienen sind - ist noch alles super. Sind es jedoch neue Reihen, wird es kniffelig. Denn dann gilt das Motto:

*Houston, wir haben ein Problem*

Bei neuen Reihen stehen die Leser immer vor den folgenden Entscheidungen:
"Warten bis mehr/alle Teile erschienen sind?" oder "Sofort kaufen/lesen und dem neuen Teil sehnsuchtsvoll entgegenfiebern?".

Ich bin ehrlich, ich kann beide Aussagen voll und ganz nachvollziehen. Warte ich bis alle Teile erschienen sind, kann ich ganz einfach in einem Wusch die Reihe durchlesen. Ein Cliffhanger kann mich nicht so sehr schocken, da ich gleich den nächsten Band aufschlagen und die Auflösung des Cliffhangers erfahren kann.
Lese ich jedoch Band eins einer neuen Reihe und muss ein halbes Jahr warten, bis Band zwei erscheint, sitze ich wie auf heißen Kohlen. Ich ärgere mich insgeheim, weil ich sooooo lange warten muss, bis ich endlich weiß wie es weitergeht, vielleicht kann ich mich auf ein neues, anderes Buch auch gar nicht richtig konzentrieren, weil mich die Frage nach dem "wie geht es weiter" noch zu sehr beschäftigt. Manch ein Leser verliert womöglich noch das Interesse an den Fortsetzungen, wenn sie so lange auf sich warten lassen.
Wie man es dreht und wendet - beide Ansichten haben Vor- und Nachteile, beide Sichtweisen sind nachvollziehbar und verständlich.

Doch wo genau liegt jetzt das Problem? 

Das Problem ist: es gibt ziemlich viele Menschen, die zu Kategorie eins gehören - sie warten bis alle Bände einer Reihe erschienen sind. Denkt man jetzt genauer über diese Tatsache nach, dann landen wir unumgänglich schlussendlich an einem Punkt - gerade Autorinnen und Autoren, die ihre Bücher selbst herausbringen treiben wir genau mit diesem Buchkaufverhalten in den Wahnsinn.
Denn worüber der Leser nicht nachdenkt: wenn ein Autor sein Werk nicht verkauft, besteht die Gefahr, dass er es sich überlegt, ob er überhaupt noch eine Fortsetzung herausbringen kann. Eine Buchveröffentlichung zieht nämlich Unkosten (PR, etc.) hinter sich her und wenn er die Verkaufszahlen sieht und bemerkt, dass der Absatz ausbleibt, warum soll er sich denn dann in weitere Unkosten stürzen, wenn er fürchtet, dass die Fortsetzungen ebenfalls noch nicht an den Leser kommen. Autor/innen, die in einem Verlag ihre Werke raus bringen haben da vielleicht noch eine gewisse Art Puffer - Selfpublisher haben diesen Puffer nicht.
Bei einer Dilogie ist dieses Buchkaufverhalten vielleicht noch nicht ganz so schwerwiegend, auch wenn hier schon gewaltige Probleme für die Selfpublisher entstehen können. Aber stellt euch vor, es geht um eine Reihe, welche planmäßig fünf oder mehr Bände beinhalten soll... es könnte passieren, dass sich ein Release von einem dritten oder vierten Band nicht mehr rechnet - weder für einen Selfpublisher, noch für einen Verlag. Und was ist das Ende vom Lied? Geschichten, die es wert sind gelesen zu werden, werden nicht erzählt. Geschichten auf deren Abschluss man sehnlichst wartet (denn es gibt auch Menschen die die Bände gleich bei Erscheinen kaufen), werden nie abgeschlossen. Menschen, die sich nichts mehr wünschen als ihre Geschichten zu veröffentlichen, könnten so enttäuscht sein, dass sie ihren Traum nicht weiterverfolgen....

Wo wären wir Leseratten heute, hätte J.K. Rowling aufgegeben, als kein Verlag ihren Zauberlehrling veröffentlichen wollte? Wo wären wir heute, gäbe es all die wundervollen Geschichten nicht, die wir so sehr lieben? Die uns jahrelang begleitet haben? Die Antwort ist: ich weiß es nicht. Aber ich möchte es mir auch nicht vorstellen, denn alle Geschichten die ich gelesen habe, haben mich so sehr geprägt, dass ich heute der Mensch bin, der ich nun einmal bin.
Ich möchte niemanden verurteilen - das ist nicht meine Absicht - aber ich wünsche mir, dass jede/r Leser/in einmal sein/ihr eigenes Buchkaufverhalten reflektiert und sich darüber Gedanken macht, was es für Konsequenzen haben könnte.

Es gibt übrigens auch eine dritte Entscheidungsmöglichkeit, die ich mittlerweile gerne treffe wenn ich befürchte, dass ein Reihenauftakt mich sonst vielleicht in einem Book-Hangover zurücklässt, wenn ich nicht gleich die Fortsetzung lesen kann:
Das Buch bei Erscheinen kaufen und einfach auf den SuB legen, bis ich bereit dafür bin, es zu lesen.
Diese Möglichkeit ist vielleicht auch nicht die Beste (aus welcher Sicht man es auch immer betrachtet), aber es ist ein guter Kompromiss...


Was sind eure Gedanken zu diesem Thema? Habt ihr euch schon einmal über dieses Thema Gedanken gemacht oder seid ihr sogar selbst "Opfer" einer unvollendeten Reihe aus diesem Grund? Lasst gerne eure Meinung in den Kommentaren da - ich freue mich auf eure Ansichtsweisen. 




Quelle:
Bilder von www.pixabay.com

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